Der
Herbst hat begonnen sich mit schnellen Schritten über die Natur
herzumachen. Die Blätter fallen, der Wind fegt durch die kahlen
Äste. Die Zugvögel machen sich auf den Weg in den weit entfernten
Süden. Jetzt ist die Zeit der schönen Herbstspaziergänge bei denen
man nochmal die letzten kräftigen Sonnenstrahlen genießen kann
bevor der trübe und kalte Winter naht. Jetzt beginnt aber auch gerade für
die Jäger eine spannende Zeit. Die Drückjagdsaison. Für mich ist
es meine erste bei der ich meine Waffe führen darf. Letztes Jahr, noch
nicht volljährig, war ich aber auch schon als Treiberin stets mit
Feuereifer dabei.
Als
dann dieses Jahr die ersten 3 Einladungen zu Drückjagden kamen, war
die Freude groß.
Am Samstag war es dann soweit und ich machte mich mitsamt meiner beiden
tierischen Jagdbegleiter Ben und Moritz auf den Weg in das ca. 50Min
entfernte Revier. Dieses mal war es das erste mal, dass ich beide
Hunde alleine führte. Schon eine Woche zuvor war ich zusammen mit
meiner Mama den Weg abgefahren da der Treffpunkt sehr abgelegen und
versteckt zu finden war.
Nachdem
ich mich dann doch noch einmal verfahren hatte, war ich beim Anblick
eines grünen Subarus mit orange eingekleideten Insassen erleichtert
und hängte mich mit meinem ebenfalls jagdgrünen Suzuki Jimny an. Am
Treffpunkt angekommen begrüßten mich schon die ersten Grünröcke
an einer kleinen Feuerstelle. Der Revierpächter verteilte selbst
geerntete Äpfel für den kleinen Hunger zwischendurch. Meine Hunde,
die schon ganz „heiß“ waren turnten schon im Auto herum, sodass
ich froh war als der Jagdleiter mit der Begrüßung, den üblichen
Sicherheitsvorschriften, der Bekanntgabe des freigegebenen Wildes und
der Gruppeneinteilung begann. Freigegeben waren Sauen (ausgeschlossen
natürlich führende Bachen), Knopfböcke, Schmalrehe, Kitze, Füchse
und Hasen. Das Treiben war ein großes und wurde bis 16 Uhr
angesetzt. Ich wurde als Durchgehschützin eingeteilt.
Die
Schützen machten sich auf den Weg zu ihren Ständen und meine Gruppe
machte es sich noch einen kleinen Moment am Feuer gemütlich, bevor
auch wir uns auf den Weg zum Anfangspunkt machten. Mit der geöffneten
Flinte auf der Schulter, der zugegebener Maßen hässlichen Reißfesten
Überziehhose umgeschnallt und den beiden Energiebolzen an der Leine
ging es also los. Ich muss zugeben, zwei voller Energie strotzende
aufgeregte Hunde am Strick zu halten war gar nicht so einfach wie ich
es mir vorgestellt hatte. Aber wenn man dann da steht, muss man halt
dadurch. Wir begannen an einem schmalen Waldstück oberhalb eines
kleinen Reitstalls. Dort sollten wir unsere Hunde jedoch noch nicht
schnallen, da sich die Pferdehofbesitzerin das vorherige Jahr über
den Lärm, der ihren Pferden zu schaffen machte, beschwert hatte.
Kurze Zeit später lief uns, ca, 15m entfernt auch schon das erste
Stück Rehwild über die Füße. Hochflüchtig machte es sich auf den
Weg Richtung Pferdekoppel. Meine beiden Kumpanen waren spätestens ab
jetzt kaum zu bändigen. Zum Glück durfte ich sie ein paar Minuten
später endlich schnallen. Jedes mal auf's neue fasziniert mich ihre
Arbeit während einer Jagd. Ich muss sagen, dass es mir tausendmal
mehr Spaß macht, mich mit den beiden ins Dickicht zu werfen, statt
stundenlang auf einem Platz zu stehen.
Auf
einmal machte ich einen Fuchs auf ca. 30m aus. Perfekte
Schrotschussentfernung. Waffe gelanden und gesichert. Ich entschied
mich jedoch gegen den Schuss da ich nicht zu 100% sicher war, ob
nicht doch ein Hund hinter Reinecke seine Arbeit verrichtete.
Außerdem trat dieser in Lichtgeschwindigkeit die Flucht an. Waffe
entladen und weiter ging es. Wir hatten eine ganz schön heftige
Rute. Viele extrem steile Berge machten meiner Truppe zu schaffen.
Meinem kleinen Dackel schien es mit seinem „Hinterradantrieb“
jedoch nichts auszumachen. Oben auf dem Berg angekommen, steuerten
wir geradewegs auf ein für ein Tier wunderschönes Dickicht zu.
Keine zwei Minuten später hörte ich meinen Hund laut geben und da
sprang auch schon Reinecke zwei hinter uns heraus. Mit ihm beging
auch ein Bock, der bereits abgeworfen hatte, die Flucht. Nun durften
wir erst einmal warten, bis die Hunde zurückkehrten. Mein Teckel
schaute kurze Zeit später wieder bei mir vorbei, nur die Bracke
blieb verschwunden. Naja.. wird schon wiederkommen. Weiter ging es.
Ca. eine Stunde drückten wir uns durch das zweite Waldstück.
Langsam wurde ich nervös, weil sich Ben immer noch nicht hatte
blicken lassen. Aber was will man machen, Bracken gehen eben weit.
Umso glücklicher war ich als ich plötzlich einen schwer hechelnden
Ben auf mich zulaufen sah. Puh! Zum Glück sind beide wieder heile an
meiner Seite.
Gegen
Ende des Treibens bat mich mein Gruppenführer noch in ein kleines
Gatter zu klettern um dieses mit dem „flinken“ Teckel
durchzudrücken. Der Zaun war fast so hoch wie ich aber irgendwie
schaffte ich es hinüber. Es sah zwar bestimmt nicht besonders grazil
aus aber das ist halt Jagd. Das Gatter war jedoch nicht besucht und
so schoben sich mein Hund und ich am anderen Ende unter dem Zaun
hindurch in die „Freiheit“. Jetzt war es auch schon 16 Uhr. Hahn
in Ruh. Wir begaben uns langsam auf den Rückweg zu den Autos. Dort
angekommen stillten die Hunde und auch ich erst mal unseren Durst. Die
beiden hatten sich jetzt endlich einmal richtig ausgepowert und
waren froh sich in ihre Decken kuscheln zu können. Jetzt war ich
gespannt, was wohl auf der Strecke liegen würde. Am Treffpunkt
angekommen loderte schon das warme Feuer und auch Kaffee, Kuchen und
diverse andere Snacks standen zum Verzehr bereit. Alle erzählten von
ihren Erlebnissen und nach und nach kam die Strecke zusammen. Am Ende
lagen 4 Stücke Rehwild auf dem grünen Bett. Alle Schützen hatten
einen guten und waidgerechten Schuss anbringen können. Die Strecke
wurde verblasen. Dieser Moment in dem man seinen Respekt dem
Lebewesen gegenüber bringt, finde ich immer und immer wieder
einzigartig und auch ein Stückchen ergreifend. Und so endete ein
spannender, anstrengender und zum Glück gut verlaufender Jagdtag.
Besonders freute mich die positive Resonanz der Jäger meinen Hunden
gegenüber. Besonders der kleine hatte laut mehreren, einen ganzen
Kringel Fleischwurst verdient. Einen ganzen Fleischwurstkringel
bekamen sie zwar nicht aber ein Schweineohr am Abend belohnte sie
für ihre tolle Arbeit.