Sonntag, 1. November 2015

Die erste richtige Drückjagdsaison

Der Herbst hat begonnen sich mit schnellen Schritten über die Natur herzumachen. Die Blätter fallen, der Wind fegt durch die kahlen Äste. Die Zugvögel machen sich auf den Weg in den weit entfernten Süden. Jetzt ist die Zeit der schönen Herbstspaziergänge bei denen man nochmal die letzten kräftigen Sonnenstrahlen genießen kann bevor der trübe und kalte Winter naht. Jetzt beginnt aber auch gerade für die Jäger eine spannende Zeit. Die Drückjagdsaison. Für mich ist es meine erste bei der ich meine Waffe führen darf. Letztes Jahr, noch nicht volljährig, war ich aber auch schon als Treiberin stets mit Feuereifer dabei.
Als dann dieses Jahr die ersten 3 Einladungen zu Drückjagden kamen, war die Freude groß.
Am Samstag war es dann soweit und ich machte mich mitsamt meiner beiden tierischen Jagdbegleiter Ben und Moritz auf den Weg in das ca. 50Min entfernte Revier. Dieses mal war es das erste mal, dass ich beide Hunde alleine führte. Schon eine Woche zuvor war ich zusammen mit meiner Mama den Weg abgefahren da der Treffpunkt sehr abgelegen und versteckt zu finden war.
Nachdem ich mich dann doch noch einmal verfahren hatte, war ich beim Anblick eines grünen Subarus mit orange eingekleideten Insassen erleichtert und hängte mich mit meinem ebenfalls jagdgrünen Suzuki Jimny an. Am Treffpunkt angekommen begrüßten mich schon die ersten Grünröcke an einer kleinen Feuerstelle. Der Revierpächter verteilte selbst geerntete Äpfel für den kleinen Hunger zwischendurch. Meine Hunde, die schon ganz „heiß“ waren turnten schon im Auto herum, sodass ich froh war als der Jagdleiter mit der Begrüßung, den üblichen Sicherheitsvorschriften, der Bekanntgabe des freigegebenen Wildes und der Gruppeneinteilung begann. Freigegeben waren Sauen (ausgeschlossen natürlich führende Bachen), Knopfböcke, Schmalrehe, Kitze, Füchse und Hasen. Das Treiben war ein großes und wurde bis 16 Uhr angesetzt. Ich wurde als Durchgehschützin eingeteilt.


Die Schützen machten sich auf den Weg zu ihren Ständen und meine Gruppe machte es sich noch einen kleinen Moment am Feuer gemütlich, bevor auch wir uns auf den Weg zum Anfangspunkt machten. Mit der geöffneten Flinte auf der Schulter, der zugegebener Maßen hässlichen Reißfesten Überziehhose umgeschnallt und den beiden Energiebolzen an der Leine ging es also los. Ich muss zugeben, zwei voller Energie strotzende aufgeregte Hunde am Strick zu halten war gar nicht so einfach wie ich es mir vorgestellt hatte. Aber wenn man dann da steht, muss man halt dadurch. Wir begannen an einem schmalen Waldstück oberhalb eines kleinen Reitstalls. Dort sollten wir unsere Hunde jedoch noch nicht schnallen, da sich die Pferdehofbesitzerin das vorherige Jahr über den Lärm, der ihren Pferden zu schaffen machte, beschwert hatte. Kurze Zeit später lief uns, ca, 15m entfernt auch schon das erste Stück Rehwild über die Füße. Hochflüchtig machte es sich auf den Weg Richtung Pferdekoppel. Meine beiden Kumpanen waren spätestens ab jetzt kaum zu bändigen. Zum Glück durfte ich sie ein paar Minuten später endlich schnallen. Jedes mal auf's neue fasziniert mich ihre Arbeit während einer Jagd. Ich muss sagen, dass es mir tausendmal mehr Spaß macht, mich mit den beiden ins Dickicht zu werfen, statt stundenlang auf einem Platz zu stehen.
Auf einmal machte ich einen Fuchs auf ca. 30m aus. Perfekte Schrotschussentfernung. Waffe gelanden und gesichert. Ich entschied mich jedoch gegen den Schuss da ich nicht zu 100% sicher war, ob nicht doch ein Hund hinter Reinecke seine Arbeit verrichtete. Außerdem trat dieser in Lichtgeschwindigkeit die Flucht an. Waffe entladen und weiter ging es. Wir hatten eine ganz schön heftige Rute. Viele extrem steile Berge machten meiner Truppe zu schaffen. Meinem kleinen Dackel schien es mit seinem „Hinterradantrieb“ jedoch nichts auszumachen. Oben auf dem Berg angekommen, steuerten wir geradewegs auf ein für ein Tier wunderschönes Dickicht zu. Keine zwei Minuten später hörte ich meinen Hund laut geben und da sprang auch schon Reinecke zwei hinter uns heraus. Mit ihm beging auch ein Bock, der bereits abgeworfen hatte, die Flucht. Nun durften wir erst einmal warten, bis die Hunde zurückkehrten. Mein Teckel schaute kurze Zeit später wieder bei mir vorbei, nur die Bracke blieb verschwunden. Naja.. wird schon wiederkommen. Weiter ging es. Ca. eine Stunde drückten wir uns durch das zweite Waldstück. Langsam wurde ich nervös, weil sich Ben immer noch nicht hatte blicken lassen. Aber was will man machen, Bracken gehen eben weit. Umso glücklicher war ich als ich plötzlich einen schwer hechelnden Ben auf mich zulaufen sah. Puh! Zum Glück sind beide wieder heile an meiner Seite.
Gegen Ende des Treibens bat mich mein Gruppenführer noch in ein kleines Gatter zu klettern um dieses mit dem „flinken“ Teckel durchzudrücken. Der Zaun war fast so hoch wie ich aber irgendwie schaffte ich es hinüber. Es sah zwar bestimmt nicht besonders grazil aus aber das ist halt Jagd. Das Gatter war jedoch nicht besucht und so schoben sich mein Hund und ich am anderen Ende unter dem Zaun hindurch in die „Freiheit“. Jetzt war es auch schon 16 Uhr. Hahn in Ruh. Wir begaben uns langsam auf den Rückweg zu den Autos. Dort angekommen stillten die Hunde und auch ich erst mal unseren Durst. Die beiden hatten sich jetzt endlich einmal richtig ausgepowert und waren froh sich in ihre Decken kuscheln zu können. Jetzt war ich gespannt, was wohl auf der Strecke liegen würde. Am Treffpunkt angekommen loderte schon das warme Feuer und auch Kaffee, Kuchen und diverse andere Snacks standen zum Verzehr bereit. Alle erzählten von ihren Erlebnissen und nach und nach kam die Strecke zusammen. Am Ende lagen 4 Stücke Rehwild auf dem grünen Bett. Alle Schützen hatten einen guten und waidgerechten Schuss anbringen können. Die Strecke wurde verblasen. Dieser Moment in dem man seinen Respekt dem Lebewesen gegenüber bringt, finde ich immer und immer wieder einzigartig und auch ein Stückchen ergreifend. Und so endete ein spannender, anstrengender und zum Glück gut verlaufender Jagdtag. Besonders freute mich die positive Resonanz der Jäger meinen Hunden gegenüber. Besonders der kleine hatte laut mehreren, einen ganzen Kringel Fleischwurst verdient. Einen ganzen Fleischwurstkringel bekamen sie zwar nicht aber ein Schweineohr am Abend belohnte sie für ihre tolle Arbeit.