Dienstag, 10. November 2015

Ich bin Jägerin - Darf ich mich lieben?

Dies ist eine Frage, die ich mir oft stelle,  wenn ich mal wieder durch die realitätsferne Facebookwelt scrolle und mir Bilder und Kommentare von so einigen Jagdgegnern und anderen Mitmenschen durchlese.
Zu allererst sollte ich vielleicht sagen: Ich bin ein Mensch!!!!! Ich gehöre zu der Spezies, die sich so weit entwickelt hat und trotzdem wünscht man mir den Tod. Warum????
Ich bin Mensch und ich habe Gefühle, ich habe eine Haut, Augen und Ohren; viele Sinne, um meine Umgebung wahrnehmen zu können, und ich kann lieben. Ich erfreue mich jeden Tag daran, wenn ich die Luft in meinem Gesicht spüre und das Wasser auf meiner Haut. Ich bin dankbar, dass ich Kleidung habe, Schuhe die mich auf meinen schwierigen Wegen begleiten und ein Dach über dem Kopf. Mein Zuhause ist für mich ein Rückzugsort, an dem ich mich fallen lassen kann und Mensch sein darf. Ich muss nicht darüber nachdenken, ob ich da draußen in der Welt jemandem gefalle oder nicht. Ich muss nicht aufpassen, was ich sage, sondern kann ganz offen und ehrlich über meine Gefühle und Ängste sprechen. Ich muss nicht drauf warten, dass ich ganz viele Likes auf ein Foto oder einen Bericht bekomme. Ich teile nur meine Gedanken mit euch. Mit Menschen, die wie ich jagen!!!!
Im großen Internet bin ich den anderen ausgeliefert, wenn ich mich oute und sage ich bin Jägerin. Ich muss mit den Beschimpfungen und Morddrohungen einfach leben. ABER, muss ich das denn wirklich??? Habe ich denn nicht auch ein Recht auf meine Lebensweise? Muss ich mich als Mörderin hinstellen lassen, obwohl ich nichts verbotenes tue? Oft wird von bösen Menschen gesagt, dass meine Mutti in meiner Erziehung etwas falsch gemacht hat, ABER hat sie das denn wirklich?
Meine liebe Mutti hat mir immer freigestellt, ob ich Dinge essen möchte oder nicht. Sie hat auch immer darauf geachtet, dass ich groß und stark werde ;-). Sie hat mir immer den Raum gegeben, sodass ich mir meine eigene Meinung über bestimmte Dinge bilden konnte. Ich durfte in meiner Kindheit noch alleine mit meinen Freundinnen im Wald spielen. Das wäre heute undenkbar. Aber viele Sachen aus meiner Kindheit habe ich für mich mitgenommen in die Welt der Erwachsenen. Ich urteile nicht über Menschen, die nicht so leben wie ich, denn dafür gibt es sicher gute Gründe. Ein Grund könnte ja z.B. sein, dass ihnen etwas nicht schmeckt oder sie es aufgrund einer Allergie einfach gar nicht essen können.
Ich habe jedoch von meiner Mutti schon recht früh gelernt, dass ich Tiere nicht vermenschlichen sollte, denn ihnen kann man nicht die gleichen Rechte und Pflichten wie einem Menschen zusprechen. Kommt daher der Hass gegen die Jäger? Falsch verstandene Tierliebe? Wurden ihnen falsche Sichtweisen in ihrer Kindheit aufgezeigt, die sie bis jetzt beibehalten haben? Ich hatte in meinem Leben schon viele Haustiere, und auch jetzt habe ich zwei Hunde. Natürlich sind meine beiden Hunde mein Ein und Alles, und ich möchte sie noch viele Jahre meine Begleiter nennen dürfen. Aber ich weiß auch, dass es TIERE sind. Wäre natürlich super toll, wenn sie auch mal den Besen in die Hand nehmen könnten und ihre Haare wegkehren würden. Ich bin mir bewusst, dass sie bei mir ein gutes Leben haben. Sie bekommen genügend Auslauf und Beschäftigung, dürfen mich überall hin begleiten, bekommen Fressen, ich gehe mit ihnen zum Impfen und zu regelmäßigen Kontrollen, ich passe auf sie auf und sie haben einen warmen und trockenen Schlafplatz. Das reicht also nicht?
Ich bin sehr dankbar, dass ich Nahrung in Hülle und Fülle in jedem Supermarkt vorfinde und nicht jeden Tag um das Überleben kämpfen muss. Ich gebe zu, ich esse sehr gerne Fleisch. Ich hatte eine tolle Kindheit und bin mitunter auf dem Land groß geworden, d.h. ich weiß, dass die meisten Tiere, die dort gehalten werden, auch auf dem Tisch landen. Ich erlebte in meiner frühen Kindheit bereits das Schlachten von Hasen, Hühnern, Enten und auch Schafen. Ich glaube, Kinder haben nicht so viele Berührungsängste, wie wir Erwachsenen und denken nicht alles tot, sondern leben noch.
Durch meine Schwester und meinen Schwager bin ich zur Jagd gekommen. Ich fand es interessant, sehen zu können, wie es in einem Körper aussieht und mir so viel besser vorstellen zu können, wie verschiedene Abläufe im Körper funktionieren. Wenn Eltern Angst haben, dass ihre Kinder Albträume bekommen, zeigen sie diesen natürlich nicht woher die Wurst wirklich kommt. "Die Wurst kommt aus dem Supermarkt", ist hier wohl einfach nicht die richtige Antwort. Ich habe für mich einen Weg gefunden, meinen Hunger auf Fleisch selbst zu stillen. Ich gehe Jagen. Ich jage mit Herz und Seele das, was ich brauche und nicht mehr. Ich möchte nicht das Fleisch aus dem Supermarkt kaufen müssen, welches mit Medikamenten nur so zugepumpt ist. Ich möchte sehen, dass es dem Tier gut ging und es nicht eingezwängt in einem "Käfig" gehalten wurde. So kann ich es dann mit ruhigem Gewissen zubereiten und essen.
Aber um auf meine Ausgangsfrage zurück zu kommen: JA, mittlerweile kann ich mich lieben, und das habe ich gelernt. Lange Zeit habe ich mich verloren gefühlt, und irgendwie habe ich nirgendwo reingepasst. Dann kam die Zeit der Pubertät, ich fühlte mich zu dick, fand mich hässlich und habe andere Mädels bewundert, weil sie schön sind. Ich habe gelernt, jeden Morgen in den Spiegel zu blicken und sagen zu können: "Du bist gut so wie du bist." Mir ist es egal, was andere über mich denken oder ob sie es nötig haben zu lästern. Mir ist egal, ob sie es gut finden oder nicht. Ich muss jeden Morgen in den Spiegel blicken können und mich in meiner Haut wohl fühlen können. Ich alleine entscheide, was ich für richtig oder falsch halte und was gut für mich ist. Wichtig ist mir nur, dass meine Familie und mein Freund hinter mir stehen. Die Jagd hat aus mir eine selbstbewusste Person gemacht und jetzt schaue ich mit erhobenen Kopf den Menschen entgegen, die mir so oft sagen, dass ich ein schrecklicher Mensch sei und es nicht verdient habe zu leben.
Doch ich habe es verdient und ich liebe mich so wie ich bin!!!!!!
Waidmannsheil und Horrido
Josi
IMGP1325

Fuchs kann immer kommen



Fuchs kann immer kommen


Nur wenige Wochen nach der bestandenen Jägerprüfung ging es am 11. August 2011 mit einem Jagdkollegen zur Jagd nach Barnin (Mecklenburg-Vorpommern). 
Gegen 18 Uhr wurde ich auf einer Wiese am Waldrand abgesetzt und machte mich auf zur großen Schlafkanzel. Ich wollte auf die Sauen warten und die Nacht durchsitzen. 
Nach gut einer Stunde trat ein Hirschkalb allein aus dem Wald aus. Nach Rücksprache mit einem Jagdkollegen entschied ich mich zum Schuss. Das Stück lag auf gut 100m im Feuer. 
Die Waffe sicher auf dem Hochsitz verstaut, wollte ich mich ans Aufbrechen machen. Beim Stück angekommen, passierte dann aber das Unfassbare: Ich sah den ersten echten Fuchs in meinem Jägerleben. Er näherte sich dem Kalb, obwohl ich direkt daneben stand. Und er hat mich keinesfalls übersehen. Ich versuchte, ihn anzulocken, wie man es bei einem Hunden macht. Nebenbei verscheuchte ich noch die Mücken, die vor meinem Gesicht umherschwirrten. Doch der freche Fuchs ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und kam auf gut 10m an mich heran. Sehr ärgerlich: Meine Waffe stand oben in der Kanzel — beim Aufbrechen hätte sie ja nur gestört. 
Und sollte ich mit meinen zarten 7 Wochen als Jungjägerin auch ahnen, dass das Sprichwort „Fuchs kann immer kommen“ wirklich stimmte.